Musikalische Gefühlsbrücken
Lauterbacher Anzeiger
Anlass: Konzert
Besetzung: Streichquartett
Location: Lauterbacher Hohhaus
Ort: Lauterbach
Am vergangenen Samstag stand eine musikalische Reise im Mittelpunkt der Saisoneröffnung der Lauterbacher Hohhaus-Konzerte. Im ausverkauften Rokokosaal nahm das Dialog-Quartett sein reisefreudiges Publikum an die Hand und fegte spielfreudig durch musikalische Epochen und verschiedene Länder.
Die musikalische Reise des Abends begann im Barock. Zunächst erklang Antonio Vivaldis pulsierender »Herbst« aus den »Vier Jahreszeiten«, der auch ohne die Wucht eines Orchesters vollkommen klang. Schon die ersten Takte luden die Zuhörenden zu einem fröhlichen Erntefest ein, auf dem gesungen, getrunken und jeder Anflug von Schwermut weggetanzt wurde; ein herrlich lebendiger Konzertauftakt.
Es folgten weitere bekannte Melodien aus dem Barock, unter anderem Händels »Die Ankunft der Königin von Saba« aus seinem Oratorium »Solomon« in einer harmonisch reichen Bearbeitung für das Streichquartett.
Leicht und kunstvoll arrangiert kam das »Divertimento« in D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart daher, und auch die »Serenade« von Haydn war wohltuend schön. Die erste Violine spielte die Melodie, die anderen Instrumente begleiteten pizzicato, garniert mit großer Spielfreude. Dieses Originalstück für Streichquartette sei »eine der schönsten Melodien, die wir kennen«, kommentierte Cellist Michael Belsky. Er brachte das Publikum mit seiner trocken-humorigen Moderation wiederholt zum Lachen. Abgerundet wurde die erste Konzerthälfte mit zwei romantischen Walzern.
Nach der Pause führten die Musiker ihre klangliche Reise fort, nicht mehr durch die Epochen, sondern von einem Land ins nächste. In Tschechien ritten die Konzertgäste auf den kraftvollen Wellen von Bedrich Smetanas sinfonischer Dichtung »Die Moldau«, in England ergriff die anmutige Schönheit von Edward Elgars Komposition »Salut d’Amour« die Herzen, in Österreich wippten die Füße zu zwei Ungarischen Tänzen von Brahms. Wirklich bemerkenswert: Ohne mit den klassischen Kanons der musikalischen Kunst zu brechen, eignet sich das Quartett auch beliebte Werke an, die gar nicht für Streichinstrumente bestimmt waren. Ihre unterhaltsame Reise endete ironischerweise in einem Land, das es gar nicht gibt! Denn als Zugabe wählten die Musiker »Das Auenland« aus dem Film »Der Herr der Ringe«. Der Applaus war groß, die Bravorufe kamen von Herzen.
Die vier Musiker haben eindrucksvoll gezeigt, warum das Streichquartett nicht nur als die anspruchsvollste, sondern auch als die wohl lebendigste Gattung der Kammermusik gilt. Es ist ihnen gelungen, mit wohltuenden Melodien eine Gefühlsbrücke ins Publikum zu bauen und die Menschen mit Musik zu berühren. Dieser Kammermusikabend hat sicher bei vielen Erinnerungen geweckt, Gefühle intensiviert und neue Verbindungen geschaffen; und vielleicht sogar Lust aufs Reisen gemacht. Ganz sicher aber Lust auf die kommenden Konzerte der Saison.
Lauterbacher Anzeiger